,

Groß wie Tischtennisbälle

Die Gravel-Szene boomt in der Radsport-Welt ganz gut. Profitiert davon noch überdurchschnittlich die Vereinslose Radsport-Clique und der Einzelhandel, besteht die Chance, dass auch der Vereins- und Cyclo-Cross Sport etwas von der finanziell besser gestellten Gravel-Disziplin (Sponsoren, Medien-Präsenz) erhascht. In Schweden machte die Nordic Gravel Serie Station und bot den internationalen Teilnehmern zwei Streckenlängen. Auf der 130 Kilometer langen Runde kamen dabei immerhin knapp 1,5000 Höhenmeter zusammen. Die Strecke führte von Bergslagen in Richtung Örebro, vorbei an schier endlose erscheinenden Seen-Landschaften, hinweg über Tischtennisball große Kiesel auf den Wegen, zu bewältigende Geröll-Abschnitte, turbulente Schotter-Abfahrten in Täler & Kilometer-lange Anstiege (mit bis zu 15% Steigung) & "Trollige" Wasser-Modder Trails. Das beschaulich wirkende Nora, Startort der Serien-Veranstaltung schien perfekt gewählt und taugte mit seinem typischen schwedischen "Lönneberga-Charme" und den Wald-weiten Forst-Eldorado absolut für die urige und kernige Radsport-Disziplin. Gravel zieht, Gravel boomt (nur eine Woche später gastierte die UCI in Halmstad für ein ganzes Gravel-Wochenende) und Gravel soll bunt sein. Viele Jerseys sind es bereits, die teilweise horrenden Startgelder sorgen hingegen eher für ein wohl sortiertes Starter- und Starterinnenfeld. Der "zehner", der bei z.B. Cross-Rennen für einen Start über den Tisch wandert, reicht dort nicht einmal für einen raschen Blick auf das "After-Race"-Buffet. BMC als Sponsor mit reichlich Leihrädern, eine eigene Outfit-Linie, keine unbekannten Umstände, die für ausreichend Szene-Credibility sorgen sollen. Die Teilnahme gehörte für uns sicherlich zu eine der härtesten Radsport-Events. Und eindrucksvollsten. 

In Deutschland gibt es mit der Gravelmania ebenfalls bereits eine Serien-Veranstaltung. Beim hitzigen Kloster-Gravel waren wir dann auch am Start. Auf hundert (Lasse und Helge) und fünfzig Strecken-Kilometer (Jana und Joerg) wurde dabei mächtig viel Staub aufgewirbelt. Alles wirkte im Vergleich zur schwedischen Gravel-Nummer wie ein "Kinder-Geburtstag". Jedoch ohne an Gravel-Attraktivität zu verlieren. Nur eben anders. Und das ist völlig in Ordnung. Auf der 16,5 Kilometer Runde blieben die landschaftlichen Erlebnisse sprichwörtlich auf der Strecke. Das Tempo aufgrund der aufkommenden "Runden-Dynamik" und der guten und moderaten Streckenabschnitte schnell und schneller (Durchschnitt 30 km/h). Eine unkomplizierte, persönliche und sympathische Organisation bei sich rührend kümmernden Wirts-Leuten machte den Tag und Kies rund.